Systemische Beratung und Familientherapie

Was, bitte, ist denn systemische Beratung und Therapie?



In der Psychotherapie gibt es mehrere Therapieschulen. Die in Deutschland bekanntesten sind die Verhaltenstherapie und die Tiefenpsychologie, weil diese kostenseitig traditionell von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, wenn eine entsprechende Diagnose gestellt wird. Seit 2018 ist die "systemische Familientherapie" ebenfalls von den Krankenkassen anerkannt und gilt als drittes Verfahren, das wissenschaftlich nachgewiesen, psychische Leiden verringern kann.


Die systemische Beratung und Therapie hat sich aber bereits in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gegründet - als kritische Reaktion auf die bis dato bestehenden Ansätze.


Die (für mich) wichtigsten Elemente sind

1) Der ratsuchende Mensch wird auf Augenhöhe behandelt und es wird davon ausgegangen, dass er oder sie die Lösung zum eigenen Problem bereits in sich trägt

2) Die Aufgabe des Therapeuten ist es, den Klienten zu ermutigen, diese Lösung durch gutes Nachfragen in sich selbst zu finden.

3) Systemische Berater*innen und Therapeut*innen arbeiten ressourcenorientiert, d.h. sie fragen, was gut funktioniert und suchen gemeinsam mit der Klientin nach Möglichkeiten, wie gut funktionierende Muster auf weniger gut funktionierende Bereiche hilfreich wirken könnten.

4) Systemische Berater*innen nehmen immer auch äußere und innere Umstände mit in den Blick, denn wir leben in Systemen (Arbeit, Familie, Verein, Nation, und viele mehr) und diese Systeme beeinflussen unser individuelles Verhalten.

4) Systemische Therapien können im Einzelfall lange dauern, aber in den allermeisten Fällen sind es eher wenige Termine. Deshalb ist die systemische Therapie auch im Coaching (z.B. von Managern) und bei Selbstzahler*innen so beliebt.

5) Der Blick auf den Klienten ist menschlich, wohlwollend, klar und lösungsorientiert und nicht problemorientiert. Das heißt zum einen, dass systemische Berater*innen eher skeptisch auf Diagnosen schauen, nicht, um sie zu verharmlosen, sondern eher um zu verstehen, welchen Sinn ein symptomatisches Verhalten machen könnte.


Um es mit den Worten einer meiner Klient*innen zu sagen:

"Ich weiß nicht, wie Sie das machen, aber ich gehe immer mit einem Fragezeichen und schlechtem Gefühl zu Ihnen und wenn ich rausgehe, schaue ich irgendwie anders auf mein Problem und denke, das krieg ich hin - ist doch klar! Als wenn Sie meinen inneren Turbo anstellen!"


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